„Von Anfang an schlechte Karten“ – Ein Update aus Haiti
„Die älteren Menschen, die sich noch an Hurrikan Hazel von 1954 erinnern konnten, erzählten mir, dass Matthew viel schlimmer war“, so Serge, der im verwüsteten Küstenstädtchen Les Côteaux ein Hotel betreibt.
„Meine Gäste im ersten Stock retteten sich Hals über Kopf eine Etage höher – so schnell stieg das Wasser an“, berichtet Serge. „Eine Frau, die zu jenem Zeitpunkt am Fenster stand, erzählte mir später, dass eine sieben bis acht Meter hohe Welle auf sie zugekommen sei.“
Serges Hotel hat dem Sturm seine Fenster, Ventilatoren, einige Wände und einen Gartenpavillon geopfert. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäuden in der Stadt ist es stehengeblieben. „Niemand hatte mit solchen Windstärken gerechnet“, sagt Serge.
Das Nothilfeteam von Medair ist schockiert über das Ausmass der Zerstörung. „Ich fragte ein paar Leute, ob es ihnen gelungen sei, persönliche Gegenstände aus den Trümmern zu retten. Doch ihre Antwort war im Vornherein klar“, so Nath. Die Medair-Mitarbeiterin half bereits nach verschiedenen Katastrophen – eine derartige Verwüstung sei ihr noch nie begegnet: „Der Wirbelsturm hat auf seinem Weg alles mitgerissen.“
In der ersten Woche besuchte unser Team schwer erreichbare Küstendörfer. Wir sprachen mit Überlebenden und identifizierten die Bedürftigsten. Zehntausende Menschen haben ihre Häuser verloren, ganze Familien sind nun – kurz vor Beginn der Regenzeit – obdachlos. Wasser- und Sanitärsysteme wurden überschwemmt, das Cholera-Risiko steigt wieder an. Ohne unmittelbare Hilfe werden die Menschen noch mehr Leid erfahren und wird es weitere Tote geben.
In einer ersten Reaktion reiste unser Team auf dem Seeweg in bedürftige Küstendörfer. Dabei wurde es durch tatkräftigen Einsatz der niederländischen Marine unterstützt. Da die Strassen aufgrund von Trümmern und Hochwasser noch immer blockiert sind, lassen sich die am schwersten getroffenen Gebiete lediglich per Schiff oder Flugzeug erreichen. In drei Dörfern legte unser Team an und verteilte insgesamt 300 Hilfesets zum Schutz vor Cholera. Auch gaben wir Spitälern Notfallmedizin für 4000 Patienten. Medair war in Chardonnières als erste Hilfsorganisation vor Ort.
„Gott segne euch“, sagte Antonio, ein Maurerlehrling, dessen ganzes Werkzeug von den Fluten mitgerissen worden war. „Gott hat euch hierhergeschickt, um uns zu helfen. Wir hatten unsere Hoffnung schon aufgegeben.“
Herzlichen Dank all denjenigen, die in diesen schweren Zeiten für die Bevölkerung Haitis da sind. Mit Ihrer Hilfe können wir unsere Nothilfe intensivieren. So erhalten Tausende Menschen eine Chance, sich von der Katastrophe zu erholen und ihr Leben wiederaufzubauen. Bitte spenden Sie noch heute.