Wichtige Dienste in einer vernachlässigten Krise
Eine vernachlässigte humanitäre Krise
Im Sudan ereignet sich derzeit die schlimmste Vertreibungskrise der Welt. Über 10 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Viele haben ihre Liebsten, ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage verloren. Die Krise im Sudan hat ein historisches Ausmass angenommen, trotzdem ist sie laut einer jüngstens veröffentlichten Studie des Norwegian Refugee Council (NRC) eine der am stärksten vernachlässigten Krisen. Wenig öffentliche Aufmerksamkeit bedeutet wenig finanzielle Mittel für Hilfsprojekte, die den verzweifelten Menschen helfen könnten. Keine der beteiligten Orgnaisationen ist ausgenommen: Von den von den Vereinten Nationen beantragten Hilfsgeldern sind Mitte 2024 nur 16% gedeckt. Rund 25 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung, brauchen dringend Hilfe. Aber nur ein Bruchteil von ihnen bekommt sie. Medair führt mit allen verfügbaren Mitteln und unter grössten Gefahren den Einsatz im Sudan weiter. Zugangsbeschränkungen, Unsicherheit und logistische Abläufe stellen uns vor grosse Herausforderungen, trotzdem haben wir erfolgreich neue Projekte in Khartum und der Region White Nile zusätzlich zu bereits bestehenden Projekten in Blue Nile starten können.
Wichtige Haushaltsgegenstände für Menschen im Zentrum des Konflikts zurckgebliebenen Menschen
Seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) am 15. April 2023 hat sich die Lage in Khartum dramatisch verändert. Die einst pulsierende Hauptstadt ist zu einem der gefährlichsten Orte für die Zivilbevölkerung geworden, nicht nur wegen der anhaltenden Kämpfe, sondern auch, weil der Zugang zu den grundlegenden Dienstleistungen stark beeinträchtigt ist. Die Mitarbeitenden von Medair sind teilweise selbst von der Krise betroffen, dennoch haben sie kreativ nach Lösungen gesucht, um den Betroffenen in Khartum zu helfen. Trotz der erheblichen Gefahren hat unser Team wichtige Artikel wie Decken, Eimer, Wasserbehälter und Plastikplanen an die vertriebenen Familien verteilt. Bislang konnte unser Team in Khartum 2 775 Haushalte erfolgreich mit diesen wichtigen Gegenständen versorgen können.
Reaktion auf einen Cholerausbruch
In der Region White Nile sind sehr viele Binnenvertriebenen angekommen, die meisten davon aus der Umgebung von Khartum. In den notdürftien Unterkünften in Flüchtlingslagern und informellen Siedlungen fehlt es oft an angemessenen sanitären Einrichtungen. Auch der Zugang zu sauberem Wasser ist eingeschränkt. Dadurch steigt die Gefahr, an durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Cholera zu erkranken. Die Lager sind überfüllt, die Hygienebedingungen unzureichend, so hat die Cholera leichtes Spiel. Als in der Region White Nile ein Choleraausbruch festgestellt wurde, war handelte das Team von Medair rasch zu Stelle. Unsere Mitarbeitenden stellten Hygienekits mit Seife und Chlor bereit und versorgten die örtlichen Gesundheitseinrichtungen mit dem Wichtigsten. Um das Risiko einer weiteren Verbreitung zu verringern, haben wir auch Aufklärungsveranstaltungen durchgeführt und lokale Freiwillige zu Hygienefragen geschult. Weitere 790 Haushalte haben im Rahmen des Projekts nach sorgfältiger Prüfung Bargeldhilfe erhalten.
Zahra hat an einer unserer Aufklärungsveranstaltungen teilgenommen. Sie war vor dem Konflikt in Khartum geflohen und hatte ihr Zuhause und ihre Arbeit verloren. Sie erzählt:
« Ich habe kein Zuhause mehr und keine Möglichkeit, zu arbeiten, und Geld für meine Familie zu verdienen. Das ist eine grosse Herausforderung. Die Haushaltsgegenstände und die Hygienekits kamen genau im richtigen Moment. Wir hatten sie dringend nötig. »
Wichtige Dienste für von langwährigen Krisen betroffe Gemeinschaften
In der Region Blue Nile finden weniger Kämpfe statt, dennoch hat der Bedarf an humanitärer Hilfe stark zugenommen. Die Region hat jahrelang unter Gewalt, Vertreibung, Naturkatastrophen und Krankheitsausbrüchen gelitten. Das hat die Bevölkerung verwundbar gemacht und. Das Projekt dort ist das längste laufende Projekt von Medair im Sudan. Die Herausforderungen angesichts der jüngsten Ereignisse sind gross und fordern von unseren Teams höchste Flexibilität.
Wir betreiben Gesundheitseinrichtungen an mehreren Standorten und setzen mobile Kliniken ein, um abgelegene und unterversorgte Gemeinschaften zu erreichen. In Zusammenarbeit mit Partnern verbessern wir daneben Gesundheitskliniken durch die Installation von Solarsystemen, Generatoren, Handwaschstationen und Wassertanks. Qualifizierte Fachkräfte sorgen für sichere Entbindungen. Daneben betreiben wir ein Stabilisierungszentrum, in dem stark unterernährte Kinder unter fünf Jahren mit zusätzlichen medizinischen Komplikationen behandelt werden.
In einer der von Medair unterstützten Gesundheitseinrichtungen wurde die schwangere Soraya behandelt. Die 35-jährige Mutter von fünf Kindern hat durch den Konflikt nicht nur viele Familienangehörige, sondern auch ihr Haus, ihr Vieh und ihre Ernte verloren. Als dann noch eines ihrer Kinder im Flüchtlingslager verhungerte, verlor siejeden Lebensmut und dachte über Selbstmord nach.
«Ich war so deprimiert, dass ich mich am liebsten mitten in die Kämpfe gestürzt und mich umbringen lassen hätte», erzählt sie. Aber die Verantwortung für ihre anderen Kinder liess sie weitermachen. Soraya wurde wieder schwanger. Sie hatte kein Geld und die Schwangerschaft war für sie eine grosse Herausforderung. Medair übernahm Medair die Kosten für Medikamente, den Transport zum Krankenhaus und die Entbindung. «Sie haben sogar mein Essen im Krankenhaus bezahlt », erinnert sie sich. «Ich möchte mich bei Medair und allen, die diese Arbeit unterstützen, von Herzen für ihren grossartigen Einsatz bedanken und werde immer in meinen Gebeten an sie denken.»
Geschichten wie diese sind im Sudan trauriger Alltag. Unsere Teams hören zu und setzen sich dafür ein, den Betroffenen Zugang zu wichtigen Diensten zu bieten. Sorayas strahlendes Lächeln auf dem Foto zeigt, wie viel ihr die Hilfe bedeutet.
Eine übersehene Krise
Der Sudan ist derzeit die schwerste Vertreibungskrise der Welt. Laut Schätzunge der UN wird sich die Lage 2024 auch zur schlimmste Hungerkrise der Welt auswachsen. Humanitäre Organisationen schlagen Alarm und setzen alles daran, trotz begrenzter finanzieller Mittel etwas zu bewirken. Zugangsbeschränkungen, Sicherheitsrisiken und logistische Probleme stellen sie vor grosse Herausforderungen. Ohne ausreichende Mittel wird es jedoch immer schwieriger, auf die wachsenden Bedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren. In einer sich immer weiter verschlechternden Situation müssen wir schwere Entscheidungen darüber treffen, welche Massnahmen am dringendsten gebraucht werden
Medair engagiert sich weiterhin im Sudan, aber wir sind auf Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender angewiesen, um mehr Menschen zu erreichen. Jeder Franken zählt und hat eine direkte Wirkung in dieser vernachlässigten Krise. Danke, prüfen Sie, ob Sie unseren Einsatz im Sudan unterstützen können.
Der Einsatz von Medair im sudan wird finanziert von USAID, der EU, der Glückskette und privaten Geldgebern.
Dieser Artikel wurde von mitarbeiten von Medair im feld und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die darin enthaltenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Organisationen übertragbar.