5 Min. Lesedauer

Jahresrückblick 2024

January 14, 2025
von Medair
Schweiz
Das haben Sie ermöglicht

Vom Sudan, über den Nahen Osten bis in die Ukraine: 2024 wurde an vielen Orten dieser Welt der Wert menschlichen Lebens missachtet. In einer Welt, in der nicht alle Menschen gleich viel wert sind, möchte ich nicht leben. Deshalb setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein, dass die verwundbarsten Menschen in schwer erreichbaren Gebieten lebensrettende Hilfe erhalten. Ein Trend in der humanitären Arbeit bereitet uns Sorgen: die Mittel gelangen häufig nicht dorthin, wo sie am dringendsten benötigt werden. Unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder Weltanschauung sollten am stärksten gefährdete Menschen zuerst Hilfe erhalten. Ihr Leben ist genauso wichtig wie das aller anderen.Aus meinem Glauben schöpfe ich die Kraft und Zuversicht, die für die Arbeit im humanitären Bereich so wichtig sind. Dunkelheit und Hass mögen zurzeit in dieser Welt überhand zu nehmen scheinen. Doch ich bin überzeugt, dass wir mit gemeinsamer Anstrengung durch gelebte Nächstenliebe den Vulnerabelsten unter uns neue Hoffnung schenken können. Was für ein Privileg! Von ganzem Herzen bedanke ich mich für Ihre grosszügige Unterstützung unserer Arbeit im Jahr 2024. Ich freue mich auf all die positiven Veränderungen, die wir auch dieses Jahr wieder zusammen bewirken können. Gemeinsam bringen wir lebensrettende Hilfe und neue Hoffnung zu Millionen von Menschen in existenzieller Not. Und bringen Licht in die Dunkelheit.

– Anne Reitsema, Geschäftsführerin

AFGHANISTAN: Gesundheit und Ernährung
Über 23 000 unterernährte Frauen und Kinder hat Medair 2024 behandelt.

Somalia

Auch 2024 war Somalia mit zahlreichen humanitären Herausforderungen konfrontiert. Klimaereignisse, Konflikte und die weit verbreitete Armut haben die Lage zusätzlich verschärft. Fast 7 Millionen Menschen sind heute auf Hilfe angewiesen. Es besteht ein immenser Bedarf an Gesundheitsdiensten insbesondere für Frauen und Kinder, einer verlässlichen Nahrungsversorgung, einer engmaschigen Überwachung von Krankheitsausbrüchen und an psychosozialer Unterstützung. Medair arbeitet Hand in Hand mit lokalen Partnerorganisationen, um der somalischen Bevölkerung effiziente Hilfsmassnahmen im Bereich Gesundheit bieten zu können. «Ich kenne dieses Zentrum schon lange», erklärt Fadumo*. «Zum ersten Mal kam ich hierher, als mein Sohn an Unterernährung litt. Dank der Behandlung ist er schnell wieder gesund geworden. Seitdem weiss ich, dass Sie hier gute Arbeit leisten. Ich bin so froh, dass wir hier eine kostenlose Behandlung in Anspruch nehmen können.»

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

SOMALIA: Gesundheit
> 210 000 ambulante Konsultationen durchgeführt

Südsudan

Schulterschluss für die Verwundbarsten: Zusammenarbeit im Konsortium Im Südsudan ist Medair als Teil des Konsortiums ERRM (Emergency Rapid Response Mechanism) tätig. Dieses besteht aus vier durch die Europäische Union geförderten internationalen Organisationen, die sich gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen um effiziente Lösungen für notleidende Gemeinschaften bemühen. Ziel ist, Hilfsleistungen zu koordinieren, um rasch und effizient dort Hilfe zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird. Die Arbeit im Konsortium hat den Vorteil, dass die beteiligten Organisationen Kompetenzen aus verschiedenen Fachbereichen bündeln können. Für ein komplexes Umfeld wie dem Südsudan ist dieser Ansatz sehr hilfreich. Keine der Organisationen wäre alleine in der Lage, so vielseitig und umfassend auf die Bedürfnisse der Betroffenen einzugehen.

SÜDSUDAN: Wasser, sanitäre Anlagen und Hygiene
> 35 000 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser verschafft

Syrien

Dem Umsturz in Syrien gingen 13 Jahre gewaltsamer Konflikt voraus. Dazu kam das schwere Erdbeben im Februar 2023 und die Massenvertreibungen seit November 2024 – teils durch den Konflikt im Libanon und später durch die innenpolitischen Ereignisse in Syrien. Die Folgen lasten schwer auf der Bevölkerung. Bereits vor dem Machtwechsel waren 16 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen und der humanitäre Bedarf steigt weiter an. Laut Aussagen der Anwohnerinnen und Anwohner in Aleppo, herrscht vor Ort ein grosser Mangel an sauberem Trinkwasser. «Zehn Tage lang war die Wasserversorgung unterbrochen. Aber selbst als das Wasser wieder floss, war es dreckig und ungeniessbar. Viele Kinder in unserem Bezirk wurden davon krank», sagte ein Bewohner des Stadtteils Al Hamadaniah in Aleppo am 19. Dezember. Medair hat die Arbeit in Aleppo nach dem Umsturz wieder aufgenommen und über 1200 Familien mit Bargeldhilfe unterstützt. Auch haben wir Wassersysteme repariert, um den Menschen wieder Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verschaffen.

SYRIEN:
> 357 000 Menschen hat Medair 2024 unterstützt

Libanon

In den vergangenen Wochen gab es zahlreiche Luftangriffe auf Dörfer und Städte, die teilweise fünf Stunden lang andauerten. Die Schäden sind beträchtlich, sowohl auf materieller als auch auf menschlicher Ebene. Seit Jahren ist der Konflikt im Land nicht mehr derart eskaliert. Bereits vorher lebten im Libanon 1,5 Millionen Geflüchtete und die Bevölkerung litt unter einer beispiellosen sozioökonomischen Krise. Seit Beginn der jüngsten Eskalation wurden zusätzliche 1,2 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Die Schäden an der Infrastruktur und der Mangel an Ressourcen erschweren die Bereitstellung humanitärer Hilfe – zu Lasten von Millionen Betroffener, die darauf dringend angewiesen sind. Medair hat seit Beginn der Vertreibungswelle 2024 über 12 500 Matratzen und 20 700 Decken an geflüchtete Familien verteilt und 76 Notunterkünfte eingerichtet. «Wir sind nirgends mehr sicher. Meine Kinder haben furchtbare Angst und ich weiss nicht, wie ich sie schützen kann. Die Angriffe dauern teilweise stundenlang an. Ich versuche, für meine Kinder ruhig zu bleiben, aber das ist schwer, wenn über unseren Köpfen ständig Flugzeuge kreisen.»

– Ein Mitarbeiter von Medair in der Bekaa-Ebene

LIBANON: Konflikt in Nahost
> 20 700 Decken wurden an Familien verteilt

Schauen Sie nicht weg!

Täglich mit ansehen zu müssen, wie sich der Gesundheitszustand des eigenen Kindes verschlechtert, weil es nicht genügend zu Essen gibt, ist der Alptraum jeder Eltern. Im Alter von sieben Monaten wog Aisha nur fünf Kilogramm – das ist das Durchschnittsgewicht eines zwei Monate alten Babys in der Schweiz. «Aisha weinte ständig, siehustete und ihre Hände waren eiskalt», schildert ihre Grossmutter Maryam. Hilfesuchend brachte sie die Kleine in eine von Medair unterstütze Klinik in der Nähe. Aisha brauchte umgehend eine lebensrettende Behandlung – und sie ist nicht die Einzige. Zurzeit hat jedes zweite Kind unter 5 Jahren in Afghanistan nicht genug zu essen. Diese Kinder sind dringend auf Hilfe angewiesen. Maryam ist zuversichtlich, dass ihre Enkelin vollständig genesen wird: «Die Ärzte hier sind so freundlich, ich vertraue ihnen vollkommen. Für mich sind sie wahre Schutzengel.» In Afghanistan betreiben wir Gesundheitsund Ernährungskliniken in abgelegenen, schwer zugänglichen Gemeinschaften. Letztes Jahr wurden 94 % der Menschen, die wir in unseren Ernährungskliniken behandelt haben, als geheilt entlassen!

In 14 Ländern
hat Medair 2024 Hilfe geleistet.

2025: Nach vorne schauen

Auch 2024 war Medair erneut mit vollen Kräften in einigen der schwersten humanitären Krisen der Welt tätig, darunter im Libanon, in Syrien, Afghanistan sowie mehreren afrikanischen Ländern wie dem Südsudan. Unsere Arbeit verliert nicht an Relevanz. Im Gegenteil: der Bedarf an humanitärer Hilfe steigt weiter an. 2025 werden voraussichtlich weltweit über 300 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen sein. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Bedürfnisse besonders vulnerabler Menschen. Um noch effektiver darauf reagieren zu können, legt Medair grossen Wert auf eine agile Arbeitsweise, innovative Lösungen und strategische Partnerschaften. Auch 2025 werden wir uns wie bisher für einen verbesserten Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten, sauberem Wasser und sicheren Unterkünften engagieren, insbesondere in schwer zugänglichen Gebieten. Mit Ihnen an unserer Seite setzen wir uns gemeinsam für Leben und Hoffnung ein.

«Ich betrachte es als grosses Privileg, eine Organisation wie Medair zu leiten und Zeuge werden zu dürfen, wie Leben gerettet werden und notleidende Familien wieder Hoffnung schöpfen. Katastrophen und Konflikte hatten 2024 massive Vertreibungen zur Folge. Die Arbeit von Medair ist wichtiger denn je.»

– Anne Reitsema, Geschäftsführerin

January 14, 2025
Geschichten wie diese gefallen Ihnen?

Erhalten Sie die neuesten Geschichten per E-Mail.

Mit der Anmeldung erklären Sie sich mit unseren Datenschutzrichtlinien einverstanden.

Werden Sie Teil der Geschichte

Es gibt vielfältige Wege, sich zu engagieren und etwas zu bewirken. Ganz gleich für welchen Weg Sie sich entscheiden, Ihre Unterstützung trägt wesentlich dazu bei, Leben zu retten und Menschen in Not neue Hoffnung zu schenken.

Weitere Geschichten mit Wirkung

Hier finden Sie Berichte, Publikationen, Pressemitteilungen und Geschichten über unsere Einsätze weltweit.

Fünf Faktoren als Treiber vernachlässigter Krisen

Fünf Faktoren als Treiber vernachlässigter Krisen, geschrieben von Mitgliedern der Integral Alliance

Finanzbericht 2023

Konsolidierter Jahresabschluss 2023

Jahresbericht 2023

Als humanitäre Organisation leistet Medair Nothilfe für vulnerabelste Menschen in entlegenen Gebieten. Geleitet von christlichen Grundwerten helfen wir bei Konflikten, Krankheiten und Krisen Notleidenden und richten auf, was zerbrochen ist. So können Menschen in Würde leben und wieder hoffen.