Mpox-Reaktion in der DR Kongo: Update vom 29. August 2024
Aktuelle Informationen aus Goma von Pierre Olivier Ngadjole, Arzt und Gesundheitsberater von Medair in der DR Kongo.
Medair ist seit 1997 in der DR Kongo tätig und kümmert sich um die humanitären Bedürfnisse der Menschen, die von dem langanhaltenden Konflikt betroffen sind.
Unser Team bietet ein breites Spektrum an lebensrettenden Massnahmen im Land an, unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, sanitäre Einrichtungen und Infrastruktur. Da wir schon so lange hier sind, sind wir zu einem festen Bestandteil der Gemeinschaften geworden.
Die Menschen vertrauen uns, weil sie täglich sehen, wie wir uns um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Vertriebenen kümmern. Sie erinnern sich auch daran, dass wir hier waren und sie bei Krankheitsausbrüchen wie Ebola, Covid-19, Cholera unterstützt haben und sie jetzt bei Mpox nach wie vor unterstützen.
Mitte Juni 2024 waren wir die erste Organisation, die auf den Ausbruch dieser neuen Mpox-Variante (Klade-1) reagierte, als in den Binnenvertriebenenlagern in Nord-Kivu, in denen wir präsent sind, erste Fälle auftraten.
Wir begannen sofort mit den Gesundheitsbehörden der Provinz einen Reaktionsplan zu entwerfen. Gemeinsam arbeiteten wir an der Einrichtung eines isolierten Behandlungszentrums im regionalen Krankenhaus sowie an der Einrichtung eines Fallmanagementsystems, um die Ausbreitung des Virus und seine Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung streng zu überwachen.
Wir wissen bereits, dass Kinder am stärksten gefährdet sind. Von Mitte Juni bis zum 25. August haben wir in unseren Gesundheitseinrichtungen 325 Fälle registriert – 75 % davon waren Kinder unter zehn Jahren. Wir wissen auch, dass 70 % der Fälle aus Binnenvertriebenenlagern stammen, wo die Bedingungen eine Ansteckung begünstigen. Die Hygienebedingungen sind oft schlecht, und es mangelt an grundlegenden Dingen wie sauberem Wasser oder Seife. Der Zugang zu Latrinen und Waschgelegenheiten ist begrenzt, und in manchen Haushalten leben bis zu 15 Personen auf engem Raum zusammen. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich die Krankheit in den Lagern für Binnenvertriebene schnell ausbreitet.
Trotz dieser Umstände haben wir in unseren Gesundheitseinrichtungen bisher keine Mpox-Todesfälle zu verzeichnen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass die Menschen Medair vertrauen und frühzeitig zu uns kommen.
Vor uns liegt jedoch eine grosse Herausforderung. Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium haben wir einen nationalen Reaktionsplan für den Mpox-Ausbruch erarbeitet.
Der Plan besteht aus drei Stufen:
1. Prävention: Dazu gehört eine konzertierte Aktion, bei der die Bevölkerung über Mpox aufgeklärt wird und Ratschläge darüber erhält, wie sich eine Übertragung verhindern lässt. Dazu gehört auch die Schulung und Ausrüstung von Gesundheitspersonal und Mitarbeitenden aus der Gemeinschaft.
2. Fallmanagement: Eine genaue Überwachung der Fälle ist von entscheidender Bedeutung. Sobald wir einen Mpox-Patienten identifizieren und mit der Behandlung beginnen, verringern wir sofort das Risiko einer Weiterübertragung.
3. Koordinierung: Dies ist nicht nur eine Gesundheitskrise - es ist eine sektorübergreifende Krise. Wir brauchen eine Kombination von Massnahmen (sanitäre Einrichtungen, Hygiene, Medikamente), um die Mpox-Epidemie zu bekämpfen.
Wir sind ermutigt zu hören, dass Impfstoffe diese Woche in Kinshasa eingetroffen sind, und hoffen, dass die Regierung, die WHO und Partnerorganisationen wie die unsrige wirksam zusammenarbeiten können, um einen Impfplan umzusetzen. Es ist eine echte Herausforderung, in einem grossen Land mit über 120 Millionen Einwohnern die Impfstoffe zu den am meisten gefährdeten Gruppen zu bringen. Damit wir diesen Ausbruch erfolgreich bekämpfen können, sind wir dringend auf finanzielle Mittel angewiesen.
Im Namen aller unserer Patientinnen und Patienten danke ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Grosszügigkeit.
Wie wichtig neben der Behandlung und Immunisierung auch die Aufklärung ist, zeigt sich am Beispiel von Clarice, die nach der erfolgreichen Behandlung in einem Medair-Gesundheitszentrum wieder in ihre Gemeinschaft zurückgekehrt ist.
"Medair hat mir wertvolle Ratschläge zu Präventivmassnahmen gegeben, um eine erneute Ansteckung zu vermeiden. Auch haben sie mich mit einem Hygieneset versorgt, das einen Eimer, Seifen und Kanister enthielt. Meine Rückkehr in die Gemeinschaft war nicht einfach. Die Leute waren immer noch verängstigt, aber ich wusste, dass ich geheilt war. Jetzt achte ich darauf, dass ich die Ratschläge, die ich erhalten habe, befolge, und ich mache auch meine Familie auf die Gefahren von Mpox aufmerksam.
Ich bin so dankbar für die Behandlung, die ich erhalten habe. Dank Medair habe ich meine Gesundheit und meine Würde zurück."
Medienanfragen
Bitte richten Sie Ihre Anfrage an:
Medair Team Deutschschweiz schweiz@medair.org
Jean-Bernard Palthey, Leiter Engagement jean-bernard.palthey@medair.org
Tamara Berger, Field Communications Advisor Marketing & Relationships tamara.berger@medair.org
Die Medienmitteilung im PDF-Format herunterladen
Medair in der Demokratischen Republik Kongo
Medair ist seit 28 Jahren in der DR Kongo tätig. Wir bieten integrierte Gesundheits- und Ernährungsdienste an, die auf einem tiefen Verständnis der Bedürfnisse der Menschen vor Ort basieren.
Nachdem unsere Teams vor kurzem auf einen Cholera-Ausbruch in der Umgebung von Goma reagiert hatten, waren sie gut aufgestellt, um unmittelbar auf den Mpox-Ausbruch reagieren zu können.
Medair wardie erste internationale NGO vor Ort, die auf den Ausbruch reagierte, als die ersten Fälle in zwei der Gesundheitseinrichtungen in den von Medair unterstützten Vertriebenenlagern auftraten.
Sechs Dinge, die Sie über Medair wissen sollten
- Wir waren die erste internationale NGO, die in Kiew registriert wurde, um nach dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine am 24. Februar 2022 humanitäre Hilfe zu leisten.
- Wir sind in sieben der zehn vom INFORM-Risikoindex der EU gelisteten Ländern mit dem grössten humanitären Bedarf vertreten.
- Auf die Erdbeben in der Türkei und in Syrien am 6. Februar 2023 reagierten wir innerhalb von 24 Stunden.
- In Afghanistan sind wir seit 1996 tätig. Wir sind eine der wenigen NGO, die Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den De-facto-Behörden haben und dank diesen Beziehungen in der Lage sind, Hilfsleistungen auch weiterhin fortzusetzen.
- Wir haben seit dem Ausbruch des Konflikts im Sudan am 15. April 2023 ohne Unterbruch humanitäre Hilfe geleistet und unsere Hilfsmassnahmen auf neue Regionen ausgeweitet.
- «Auch wenn die Strasse endet, macht Medair weiter.» Mit diesem Satz hat uns eine andere NGO beschrieben. Er drückt unser Engagement für Menschen aus, die aufgrund der Sicherheitslage, des Geländes oder fehlender Strassen schwer zu erreichen sind und deshalb Gefahr laufen, von der humanitären Hilfe vernachlässigt zu werden.
Über Medair
Wir sind einein der Schweiz gegründete, international tätige humanitäre Hilfsorganisation. Seit 1989 reagieren wir auf Krisen, Katastrophen und Krankheitsausbrüche in der ganzen Welt, um Leben zu retten und menschliches Leid in einigen derabgelegensten und am stärksten zerstörten Regionen der Welt zu lindern.
Heute habenwir weltweit über 1500 Mitarbeitende. Seit unserer Gründung haben wir mehr als 50 Millionen Menschen in 40 Ländern mit humanitärer Hilfe erreicht.
Derzeit sind wir in folgenden Ländern im Einsatz: Afghanistan, DR Kongo, Jordanien, Kenia, Libanon, Madagaskar, Somalia, Südsudan, Sudan, Syrien, Tschad, Türkiye, Ukraine und Jemen.
Was wir bieten
- Vermittlung kompetenter Medair-Gesprächspartner, die Ihren Artikel bereichern können.
- Einblicke und Einschätzungen der Lage vor Ort und der humanitären Situation im Land.
- Aussagekräftige Fotos der humanitären Arbeit im Land.