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November 19, 2024
von Medair
Afghanistan
Der Welthunger in Zahlen

Hunger ist ein einfach zu verstehendes Bedürfnis, aber auch ein komplexes Problem, das Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt betrifft. Der jährlich veröffentlichte Welthunger-Index (GHI) bietet einen Überblick über die aktuellen Fakten zum Thema Hunger, die erzielten (oder nicht erzielten) Fortschritte und die Veränderungen, die notwendig sind, um Ernährungssicherheit für alle zu erreichen.

Der Welthunger-Index (GIH) in Zahlen

Obwohl die Welt genug Nahrung für ihre 8 Milliarden Menschen produziert, leiden 733 Millionen Menschen (d. h. 1 von 11) täglich an Hunger. In Afrika ist Hunger besonders weit verbreitet: 1 von 5 Menschen ist täglich davon betroffen. 2,8 Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten, was 35% der Weltbevölkerung entspricht. Die Zahl der Hungernden ist seit 2019 um 152 Millionen Menschen gestiegen. Jedes Jahr sterben 2,45 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung.

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Bilanz 2024

Laut des Welthunger-Index gibt es mehrere Punkte zu beachten:

Das Ziel, bis 2030 den Hunger zu beenden, scheint nun unerreichbar. Die Fortschritte bei der Bekämpfung des Hungers haben sich erheblich verlangsamt, insbesondere in Subsahara-Afrika und Südasien, wo die Unterernährungs- und Kindersterblichkeitsraten nach wie vor hoch sind. Unzureichende Nahrung, wirtschaftliche Schwierigkeiten und klimatische Ereignisse verschärfen diese Realität weiter.

Seit 2020 hat der Hunger zugenommen, was unter anderem auf COVID-19, Konflikte und die Klimakrise zurückzuführen ist. Sollten die aktuellen Trends anhalten, wird erst 2160, also in über 130 Jahren, ein niedriges Hungerniveau erreicht werden.

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3 Ursachen für Hunger

  1. Armut: Arme Familien können es sich oft nicht leisten, sich angemessen zu ernähren. Und die Nahrungsmittel, für die sie genügend Geld haben sind oft qualitativ minderwertig und nährstoffarm.
  1. Klimaveränderung: Naturkatastrophen ereignen sich immer häufiger und verschärfen die Ernährungsunsicherheit in gefährdeten Gemeinschaften.
  1. Pandemien und Konflikte: Diese Ereignisse haben die weltweite Nahrungsmittelknappheit verschärft. Müssen Menschen etwa aufgrund eines Konflikts fliehen, werden Felder zurückgelassen. So kann die Ernte nicht eingeholt werden und vergeht. Alternativ werden die Felder in der Hitze des Gefechts geplündert oder zerstört.

Die Unterernährung und ihre Folgen
Unterernährung hat verheerende Auswirkungen, vor allem bei Kindern in den ersten 1000 Lebenstagen. Eine Unterernährung in den ersten Lebensjahren kann lebenslange Gesundheitsschäden nach sich ziehen. Schon im Mutterleib ist ein Kind gefährdet. Ist die Mutter bereits unterernährt, erhält auch ihr ungeborenes Kind nicht die Nährstoffe, die es für eine gesunde Entwicklung benötigt. Auch ist es einer unterernährten Mutter nicht möglich, ihr Baby ausreichend zu stillen. Frauen und Kinder sind somit am anfälligsten für eine Unterernährung und sind am stärksten von Ernährungsunsicherheit und Klimakrisen betroffen.

Eine ernste Lage, doch es gibt Hoffnung
Auch wenn die aktuellen Zahlen alarmierend sind, sollten sie als Weckruf dienen, um unsere Bemühungen um gerechtere, widerstandsfähigere und nährstoffreichere Nahrungsmittelsysteme zu beschleunigen. Zwischen 2000 und 2016 wurden erhebliche Fortschritte im Kampf gegen den Hunger erzielt, was beweist, dass konkrete Ergebnisse erzielt werden können. Auch wenn die Beseitigung des Hungers vielleicht nicht mehr zu unseren Lebzeiten erreicht werden kann, müssen wir diese Errungenschaften weiterhin schützen und sicherstellen, dass das Recht auf Nahrung ernst genommen wird.  

Unsere Massnahmen für eine bessere Zukunft
In Ländern wie Afghanistan und dem Südsudan unterstützen unsere Gesundheits- und Ernährungsprogramme die am stärksten gefährdeten Menschen. Unsere Projekte integrieren wichtige Sektoren wie Bargeldhilfe, Wasser und Sanitärversorgung, Gesundheit und Ernährung und berücksichtigen dabei auch die Auswirkungen des Klimawandels. Im Jahr 2023 hat Medair über alle Länderprogramme hinweg mehr als 3,5 Millionen Menschen unterstützt. 990 000 davon waren von Hunger betroffen.

Hoffnung trotz aller Herausforderungen
Der humanitäre Sektor ist mit einem beunruhigenden Trend konfrontiert: Die Finanzmittel kommen nicht immer bei denjenigen an, die sie am dringendsten benötigen. Es ist entscheidend, dass die Schwächsten Vorrang haben, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion. Denn jedes Leben ist wertvoll.

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Anne Reitsema, Geschäftsführerin von Medair, im Februar 2024 beim Besuch einer Gesundheitsklinik im Süden Afghanistans. Medair betreibt in der afghanischen Provinz Kandahar Gesundheitszentren, in denen die betroffene Bevölkerung mit medizinischer Versorgung, Ernährung, psychosozialer Betreuung und Impfungen versorgt wird.


Angesichts der Schwierigkeiten bleibt die Hoffnung bestehen. Bei einem Projektbesuch in Afghanistan fragte unsere Geschäftsführerin Anne Reitsema unser lokales Team, was sie motiviert, jeden Tag zur Arbeit zu kommen, obwohl die Lebensbedingungen in Afghanistan immer härter werden. «Ihr Mut macht mir Mut», war eine häufige Antwort. «Und mein Mut macht ihnen Mut. Wir ermutigen uns hier alle gegenseitig. Gemeinsam stärken wir unseren Glauben an eine bessere Zukunft.» Das ist Hoffnung.

Alle Länderprogramme von Medair werden von grosszügigen institutionellen und privaten Spendern finanziert.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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November 19, 2024
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Lernen Sie unsere neue Geschäftsführerin Anne Reitsema kennen

Anne ist eine führende Stimme und Akteurin im globalen Sektor der humanitären Hilfe. Sie hat in den letzten zwanzig Jahren humanitäre Einsätze in Darfur, Somalia, Angola, Norduganda und dem Südsudan geleitet. Zuletzt war sie Direktorin für die internationalen Programme von Medair im Nahen Osten, Zentralasien, in Europa und in Afrika. Darüber hinaus ist Anne Mitglied der Direktorengruppe, die den Ständigen Institutionellen Ausschuss der Vereinten Nationen berät. Dieser Ausschuss hat die Aufgabe, die Koordination in der humanitären Hilfe zwischen UN und Nicht-UN-Organisationen zu verbessern. Wir freuen uns, bekannt geben zu dürfen, dass Anne Reitsema zur neuen Geschäftsführerin von Medair ernannt wurde. Sie ist damit die fünfte Person, die diese verantwortungsvolle Funktion seit der Gründung unserer Organisation im Jahr 1989 innehat. Wir haben uns gefreut, mit ihr über diese neue Kapitel in ihrer humanitären Karriere zu sprechen.